The Tales of New Yarn City : Kapitel 8 : Der rote Faden
Das Gespräch mit Mortimer war nicht sonderlich ergiebig. Er war gab sich eher wortkarg und die einzige Idee, die er beisteuerte, war dass die verschollenen Wollknäuel vielleicht von Motten aufgefressen wurden. Wie bescheuert! Wie groß sollen diese Monster-Motten denn sein, dass sie ganze Knäuel verschlingen? Der Junge muss wirklich mal raus, das Schädlingsbekämpfungs-Geschäft macht ihn noch paranoid.Hailey beschloss, der Sache allein auf den Grund zu gehen, und zwar richtig. Absurde Spekulationen über Riesenmotten brachten sie keinen Schritt weiter. Sie musste nach handfesten Hinweisen suchen. Was hatten die Frauen aus Omas Garn-Loge berichtet? Nur bestimmte Farben verschwanden. Farben, die keiner mehr kaufen wollte. Und immer war es Wolle der besten Qualität.
Einige Telefonate später hatte Hailey eine beachtliche Liste mit Marken und Farbnummern zusammengetragen. Nun rief sie auch in den anderen Wollgeschäften der Stadt an und fragte nach diesen Farben. Am anderen Ende der Leitung spielte sich jedes Mal das Gleiche ab: Zunächst schienen die Verkäufer höchst erfreut, endlich einen Interessenten für ihre Ladenhüter gefunden zu haben. Doch dann meldeten sie sich leicht verdutzt zurück und erklärten, dass diese Farben in ihrem Lagerbestand leider doch nicht mehr vorrätig waren.
Auf einem Stadtplan zeichnete die junge Detektivin die Standorte der betroffenen Läden ein, heftete Fotos und Notizen dazu und markierte mögliche Verbindungen mit einem roten Faden. Irgendwo hier in diesem Wirrwarr begann sich ein Muster abzuzeichnen.
Und noch etwas viel Hailey auf: Ihr Laden schien der einzige zu sein, der von dem mysteriösen Wollschwund bislang verschont geblieben war. An mangelnder potentieller Beute konnte es nun wahrlich nicht liegen – die Oma hortete die Wolle-gewordenen Farbsünden eines halben Jahrhunderts.
Fast schon war Hailey ein wenig neidisch und ein bisschen beleidigt. Alle Läden der Stadt - nur Ihrer nicht? Wieso fanden die wirklich spannenden Ereignisse immer irgendwo anders statt? Oder war ihr Laden der nächste? Es könnte sich lohnen, sich auf die Lauer zu legen und zu warten, was passiert - vielleicht ertappte sie das Geheimnis ja auf frischer Tat. Was oder wer auch immer es war …
